Dorfgeschichte

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Über Jahrtausende war die gesamte Ortenau unwirtliches und kaum besiedeltes Sumpfland. In der Römerzeit ab dem ersten Jahrhundert wurde die Region jedoch vom Imperium erobert, militärisch erschlossen und bald von Legionsveteranen und gallorömischen Siedlern bebaut. Städte und Straßen entstanden. Schon mehrere Nachweise für römische Gehöfte wurden im Dorfgebiet gefunden. Als die Römer im 3. Jahrhundert von den Alemannen vertrieben wurden, verkamen viele der Siedlungen jedoch und auch die Allmannsweirer Region wurde wieder zum menschenleeren Sumpfland.

Eine alte Römerstraße durch die Allmannsweirer Felder
Weibelsweg 1

Der Weibelsweg ist ein Feldweg durch die Allmannsweirer Gemarkung. Über Jahrhunderte war er aber eine bedeutende Verbindungsstraße zwischen dem Elsass und dem Schwarzwald

Nachdem die Alemannen um das Jahr 500 von den Franken besiegt wurden, wurden sie der straff organisierten Herrschaftsstruktur des Merowingerreiches unterworfen. Systematisch gründeten die Franken Siedlungen in der eroberten Region, etwa Ottenheim am Rhein oder Friesenheim am Schwarzwaldrand. In einer späteren Ausbaustufe vermischten sich Franken und Alemannen und gründeten neue Dörfer im trockengelegten Land dazwischen, darunter auch Allmannsweier, das „Dorf des Almar“. Bis ins Hochmittelalter blieben das Dorf und sein Umland Eigengut der fränkischen Könige.

Ab dem frühen 11. Jahrhundert wurden die Dörfer im Ried verschieden Herrschaftsfamilien verliehen, zum Beispiel den Zähringern oder später den Geroldseckern. Ein warmes Klima und neue Methoden in der Landwirtschaft begünstigten die Ernten, so dass Allmannsweier, wie alle Dörfer der Region, stetig anwuchs. Zur gleichen Zeit rodeten die politischen Herren neue Gebiete im Schwarzwald, die Teile der gewachsenen Bevölkerung aufnehmen konnten. Aus dieser kulturellen Blütezeit findet sich auch die erste Erwähnung einer Kirche im Dorf.

Auf die Blütezeiten des 12. und 13. Jahrhunderts folgte die schwere Krise des 14 Jahrhunderts. Wetterumschwünge und eine ‚kleine Eiszeit‘ führten zu Missernten und Hungersnöten, neue Krankheiten wie die Pest töteten tausende Menschen in der Region, der Handel kam zum Erliegen und immer neue Kriege und Fehden brachten Tod und Elend mit sich. Allmannsweier wurde in dieser Notzeit an immer neue Herren verschenkt und verpfändet, bis es zuletzt zum Bistum und zur Stadt Straßburg gehörte.

Die Krisenzeiten des 14. und 15. Jahrhunderts wandelten sich in der folgenden Zeit in große politische und gesellschaftliche Umbrüche. 1517 begann die Reformation Martin Luthers, die von Straßburg aus schon früh im Dorf eingeführt wurde. Zugleich beteiligten sich auch Allmannsweirer Bauern an den Aufständen des Bauernkrieges und mussten nach ihrem Scheitern die schweren Repressalien der Herrschaft erleiden. Konfessionelle Fragen führten zu immer neuen Konflikten und Kriegen, die oft auch unsere Region und unser Dorf heimsuchten.

Die religiösen Konflikte entluden sich ab 1618 in der großen Katastrophe des 30jährigen Krieges, der in Mitteleuropa weite Landstriche verwüstete und Hunderttausende das Leben kostete. Immer wieder mussten sich die Allmannsweirer vor durchziehenden Heeren in den Wäldern, den Rheinauen oder im befestigten Straßburg verstecken. Auch nach dem Ende dieses Krieges war ihnen kein Frieden vergönnt. Der Oberrhein wurde Aufmarschgebiet für die Heere der Habsburger und der Bourbonen, und immer wieder wurde die gesamte Region verwüstet.

Nach einem Jahrhundert des Krieges konnte 1714 endlich Frieden am Oberrhein einziehen. Langsam konnte sich die Bevölkerungszahl der geschundenen Rieddörfer erholen, und langsam konnten die Allmannsweirer immer bessere Ernten einfahren. Neue landwirtschaftliche Techniken und neue Erzeugnisse wie die Zichorie oder der Topinambur, wie Kartoffeln oder Tabak brachten neuen Reichtum ins Dorf, der sich eindrücklich in der 1783 neu erbauten Kirche zeigt. Dennoch verließen viele in dieser Zeit Allmannsweier und suchten ihr Glück in der Ferne.

Mit der französischen Revolution wurde der gesamte Oberrheinraum wieder Aufmarschgebiet für die Armeen und Schlachtfeld der Revolutionskriege. Auf Befehl Napoleons wurde bald darauf die deutsche Vielstaaterei beendet und die gesamte Region dem neu errichteten Großherzogtum Baden zugeschlagen. Dafür mussten die Badener den Empereur auf seinen Feldzügen unterstützen: Auch Allmannsweirer kämpften in den Kriegen gegen Preußen und Österreich, in Spanien und Russland, sowie zuletzt auch gegen Frankreich selbst. Gleichzeitig gewannen sie neue, ungekannte Bürgerrechte und Freiheiten.

Nach der Niederlage Napoleons setzte sich in Europa der politische Konservatismus durch. Immer wieder versuchten die Menschen am Oberrhein, die verkrusteten Verhältnisse zu ändern, am bedeutendsten in der gescheiterten Revolution von 1848/1849. Gleichzeitig begann die Industrialisierung; Telegraphen und die Eisenbahn brachten den Anschluss an die moderne Welt. Viele Allmannsweirer zogen in die wachsenden Städte, um dort in den entstehenden Fabriken zu arbeiten. Andere verließen die Heimat und zogen in die Ferne, oft bis nach Amerika.

Allmannsweierer Auswanderer
Auswanderer Konsulat

Viele Allmannsweirer Familien gaben im 18. und 19. Jahrhundert das Leben in der Heimat auf und suchten ihr Glück in anderen Ländern. Viele von ihnen zogen nach Siebenbürgen, weitaus mehr aber nach Amerika.

In den deutschen Einigungskriegen, insbesondere im Krieg gegen den Nachbarn Frankreich 1870/71, entstand unter preußischer Führung das Deutsche Reich, dem sich auch das Großherzogtum Baden anschloss. Wie überall in Deutschland und Europa waren auch die Menschen in Allmannsweier von patriotischer Begeisterung mitgerissen und trugen enthusiastisch die Uniform des geliebten Militärs. Nationalistisches Weltmachtstreben und Militarismus mündeten im Ersten Weltkrieg, der auch viele junge Allmannsweirer das Leben kosten sollte und der dem Dorf Hungerwinter und Rationierungen brachte.

Drei Allmannsweirer bei der Pariser Weltausstellung
Weltausstellung

Drei Allmannsweirer besuchten im Jahre 1900 die große Weltausstellung in Paris. Ein Tagebuch von der Reise bietet faszinierende Einblicke in die Sicht auf die Welt um die Jahrhundertwende.

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde die Monarchie in Deutschland abgeschafft. Mit der neuen Demokratie erreichten viele Neuerungen das Dorf. Die Frauen hatten sich das Wahlrecht erstritten, das Militär war entmachtet, und gleichzeitig bildete sich politischer Radikalismus heraus, der auch in Allmannsweier zu heftigen Konflikten zwischen Demokraten, Kommunisten und Nationalisten führte. Mit dem Radio kam auch die Kultur der Goldenen Zwanziger ins Dorf, die jedoch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 ein jähes Ende fand.

Ab 1933 errichtete die NSDAP ihre Diktatur, die sich in jeden Lebensbereich, auch bis in die kleinsten Dörfer, hineinzog. Viele Menschen, auch aus Allmannsweier, wurden entrechtet und verhaftet, viele andere begeisterten sich für die neuen Machthaber. Schon bald provozierte das nationalsozialistische Deutschland einen neuen Weltkrieg, der auch unserem Dorf wieder viel Leid und Elend bringen sollte. Mehrmals wurde das Dorf evakuiert, bombardiert und beschossen, und viele junge Allmannsweirer starben auf den vielen blutigen Schlachtfeldern Europas.

Die letzten Kriegsmonate in Allmannsweier
Kriegsende Kriegerdenkmal

Nach jahrelanger Diktatur und Unterdrückung endete 1945 die nationalsozialistische Herrschaft. In Allmannsweier kam es in diesen Monaten zu vielen Zerstörungen, zu Besatzung und zu einem schwierigen Neuanfang.

Nach der absoluten Niederlage 1945 war Allmannsweier von französischen Streitkräften besetzt. Die zerstörten Häuser und Ställe wurden allmählich wieder aufgebaut, die Schäden an der Kirche repariert. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten konnte sich das Dorf in Frieden und Demokratie von den Schrecken der Vergangenheit erholen und sich neuen Wohlstand aufbauen. Freundschaftliche Bande wurden über den Rhein hinweg geknüpft. In einer Verwaltungsreform schloss sich das Dorf mit Ottenheim, Nonnenweier und Wittenweier zur Gemeinde Schwanau zusammen.

In den letzten Jahrzehnten hat Allmannsweier wiederum einen enormen Wandel durchlaufen. War es noch vor wenigen Generationen ein ausschließliches Bauerndorf gewesen, haben heute die meisten Familien die Landwirtschaft aufgegeben. Viele Allmannsweirer verdienen ihren Lebensunterhalt im großen Industriegebiet, das sich seit den 1970er Jahren am Rand des Dorfes entwickelte. Andere pendeln jeden Tag in ihre Büros in den großen Städten der Umgebung. Zur gleichen Zeit hat sich durch viele Zuzüge die Einwohnerzahl des Dorfes nahezu verdoppelt.